Verleihung des Verdienstordens des Freistaates Sachsen
Ministerpräsident Michael Kretschmer überreichte im Dresdner Residenzschloss zwölf Persönlichkeiten den Verdienstorden des Freistaates Sachsen.
Mit dieser Auszeichnung ehrt der Freistaat Frauen und Männer, die sich im politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen, gesellschaftlichen oder ehrenamtlichen Bereich in herausragendem Maße engagiert haben. Bei dem Sächsischen Verdienstorden handelt es sich um die höchste staatliche Auszeichnung des Freistaates.
Ute Schnabel
Ute Schnabel (57) setzt sich seit rund drei Jahrzehnten sowohl beruflich als auch ehrenamtlich für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen ein. War sie zunächst als Lehrerin und stellvertretende Schulleiterin an einem sonderpädagogischen Förderzentrum in Chemnitz tätig, leitet sie seit etwa 15 Jahren in Brand-Erbisdorf das dortige Förderschulzentrum »Clemens Winkler«. Ihr Engagement ist beispielhaft: Sie gründete eine gut genutzte Schulbibliothek und rief einen Elternstammtisch ins Leben.
Sie hält engen Kontakt zum Mittelsächsischen Theater in Freiberg und ermöglicht so ihren Schülern neben Theaterbesuchen eigene Auftritte. Darüber hinaus ist sie im Verband Sonderpädagogik aktiv. Seit 2007 ist sie Landesvorsitzende des Verbands und Mitglied des Bundesausschusses. Als Sachverständige und bei Fortbildungsveranstaltungen gibt sie ihr Wissen und ihren großen Erfahrungsschatz weiter und setzt sich stets dafür ein, Kindern und Jugendlichen, die auf sonderpädagogische Betreuung angewiesen sind, bestmögliche Bildung und Teilhabe zu ermöglichen.
Gundula Seyfried
Gundula Seyfried (63) setzt sich seit mehr als 30 Jahren für eine gute Hospiz- und Palliativversorgung in Sachsen und damit für eine würdevolle Sterbebegleitung ein. Die gelernte Krankenschwester begleitete schon zu DDR-Zeiten Menschen auf ihrem letzten Weg. 1992 kam sie mit ihrem Mann aus Brandenburg nach Sachsen und begann in der Kirchgemeinde Großschönau einen ambulanten Hospizdienst aufzubauen und ein Netzwerk zu knüpfen.
2007 übernahm sie in Herrnhut die Leitung des zu diesem Zeitpunkt bundesweit ersten stationären Hospizes im ländlichen Raum. Das Projekt hatte sie selbst ganz entscheidend vorangetrieben. So rief sie einen Förderverein ins Leben, um Spenden einzuwerben. Ab 2017 verantwortete sie den Aufbau der regionalen Hospiz- und Palliativberatungsstelle in Zittau. In Kooperation mit dem DRK konnte zudem ein Team für spezialisierte ambulante Palliativversorgung in der Region etabliert werden. Gundula Seyfried gilt als Motor beim Ausbau der Palliativversorgung in der Lausitz und in Sachsen – und bringt sich auch nach ihrem Ruhestand ehrenamtlich ein.
Prof. Dr. Karola Wille
Prof. Dr. Karola Wille (65) prägte als Juristische Direktorin und langjährige Intendantin den Mitteldeutschen Rundfunk und setzte sich mit Klarheit, Geschick und Verlässlichkeit für den Sender und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein. Sie trieb notwendige Reformen voran und wirkte entscheidend daran mit, den MDR als einen zukunftsfähigen Sender mit eigenem Profil innerhalb der ARD zu etablieren.
Verbunden mit ihrer Amtszeit sind wichtige Programmentscheidungen für eine stärkere Betonung der Regionalität und der grenzüberschreitenden Berichterstattung. Frau Wille setzte sich in besonderer Weise für die Belange des deutschen Films ein und zeichnet sich durch ihr langjähriges frauenpolitisches Engagement aus.
Ursula-Marlen Kruse
Ursula-Marlen Kruse (66) hat nach 1990 die sächsische Bildungspolitik geprägt und entscheidend mitbestimmt. Sie war an Gründung und Aufbau der Bildungsgewerkschaft GEW Sachsen maßgeblich beteiligt – zwischen 2015 und 2023 hatte sie den Landesvorsitz inne. Zu ihren größten Erfolgen zählt die Durchsetzung der Weiterbeschäftigung vieler Lehrkräfte in Sachsen nach der politischen Wende und die Anpassung der Einkommensverhältnisse an die der westdeutschen Bundesländer.
Eine geschätzte Ansprechpartnerin war sie auch im Lehrerhauptpersonalrat im Kulturministerium und im Landesbildungsrat. Hervorzuheben ist zudem ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement in der Sächsischen Landesanstalt für Privaten Rundfunk und neue Medien. Besonders am Herzen lag ihr nicht zuletzt die Förderung der Medienkompetenz an den Schulen.
Prof. Dr. Markus Löffler
Prof. Dr. Markus Löffler (69) prägte entscheidend die Forschung und Entwicklung in den Bereichen Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie in Sachsen. Er war maßgeblich am Aufbau von Forschungsstrukturen in dem Bereich in Leipzig beteiligt. Die von ihm mit vorangebrachten Forschungsprojekte sorgten vielfach dafür, dass Verbesserungen in der Therapie möglich wurden.
Darüber hinaus engagierte er sich als Initiator des Kunstkraftwerks Leipzig. Das einst leerstehende Kraftwerk konnte nach umfangreichen Sanierungsarbeiten 2016 als neuer Standort für Kulturveranstaltungen in der Messestadt eröffnet werden. Zahlreiche Ausstellungen bereichern nun schon seit einigen Jahren die Leipziger Kulturszene und bringen internationale Künstler und Gäste nach Leipzig.
Jochen Heinz
Jochen Heinz (70) hat sich in besonderer Weise um die Landesgartenschauen im Freistaat Sachsen verdient gemacht. 1996 begleitete er die Bauleitung und Projektsteuerung der ersten Landesgartenschau in Lichtenstein. Ab 1999 war er gärtnerischer Beauftragter und ab 2002 Geschäftsführer der jeweiligen Landesgartenschau.
Bis zu seinem Ruhestand im Herbst 2023 trug er mit seinem engagierten Wirken maßgeblich zum Erfolg von insgesamt neun Landesgartenschauen bei. Er war dabei erfolgreicher Brückenbauer zwischen den verschiedenen beteiligten Akteuren. Unterstützt von vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern verknüpfte er städtische Entwicklung und Gartenkunst – zur Freude der Bewohner und der vielen Gäste.
Prof. Dr. Heinz Reichmann
Prof. Heinz Reichmann (71) setzt sich seit mehr als zweieinhalb Jahrzehnen in herausragender Weise für die Hochschulmedizin in Dresden ein. Der Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie und langjährige Dekan der Medizinischen Fakultät der TU Dresden wirkte unter anderem an der Gründung des Medizinischen Interprofessionellen Trainingszentrums und des Carus Promotionskollegs mit.
Zudem setzte er sich für die Etablierung des Modellstudiengangs MEDiC »Ärzte für den Freistaat Sachsen« am Standort Chemnitz ein. Mit seinem Einsatz, seiner Fachkompetenz und Netzwerkarbeit trug er nicht zuletzt zum Erfolg der TU Dresden im Exzellenzwettbewerb bei.
Rüdiger School
Rüdiger School (71) organisierte in Sachsen erfolgreich den Aufbau von Fremdsprachen-Kindertagesstätten sowie internationalen Schulen. Ausgangspunkt war eine Kita in Glauchau, in der Kinder seit gut 20 Jahren frühzeitig und spielerisch erste Fremdsprachenkenntnisse erwerben können. Es folgte eine Grundschule mit entsprechendem Konzept. Zwischen 2005 und 2009 kamen weitere Schulen und Kitas in der Region hinzu.
Ziel ist es, Internationalität besonders zu fördern. Darüber hinaus engagiert sich Rüdiger School ehrenamtlich auf sozialem Gebiet: So unterstützt er mit privaten Mitteln Sportvereine, die Lebenshilfe oder auch regionale Benefizveranstaltungen zugunsten gesundheitlich benachteiligter Kinder.
Dr. Dietmar Lohmann
Dr. Dietmar Lohmann (78) engagiert sich bereits seit den 1970er Jahren für die Kreislaufwirtschaft, um Umwelt und Ressourcen zu schonen. Er ist Mitgründer des 1993 entstandenen Landesverbandes für Recyclingwirtschaft und seitdem aktiv im Vorstand. Zudem wirkte er im selben Jahr bei der Gründung der Interessengemeinschaft Kunststoffrecyclinginitiative Sachsen mit und kümmert sich seither als ehrenamtlicher Geschäftsführer darum, die werkstoffliche Verwertung von Kunststoffabfällen zu fördern.
Er arbeitet auch nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben weiter eng mit Behörden, Wirtschaft und Forschungseinrichtungen zusammen. Er berät, organisiert Tagungen und Seminare und ist damit bis heute ein wichtiger Netzwerker und Kommunikator in diesem Bereich.
Wolfgang Ebert
Wolfgang Ebert (80) hat mit herausragendem ehrenamtlichen Engagement in seiner Heimatstadt Wurzen viel bewegt. Der Fachlehrer für Deutsch und Geschichte war mehr als 30 Jahre an der Volkshochschule Muldental für die Sprachausbildung und den Deutschunterricht von Spätaussiedlern und Asylsuchenden im Landkreis verantwortlich. Mit großem Fingerspitzengefühl und persönlichem Einsatz kümmerte er sich in der Zeit auch um die soziale Integration der Menschen.
Daneben war er vier Jahrzehnte ehrenamtlich als Ortschronist aktiv und führte in mehr als 50 Jahren unzählige Besucher aus aller Welt durch Wurzen. Viele Jahre engagierte er sich im Stadtrat und prägte als Vorsitzender des Kulturausschusses neben der Schulstruktur maßgeblich die Kulturlandschaft seiner Stadt. Beispielhaft ist auch sein Wirken für den Austausch mit anderen Städten und Regionen. 2014 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Wurzen ernannt.
Dieter Heyne
Dieter Heyne (81) engagiert sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich. Mehr als 20 Jahre kümmerte er sich im Stadtrat von Bad Elster unter anderem um seniorengerechtes Wohnen. Zudem war er viele Jahre als Kreistagsabgeordneter im Vogtlandkreis und im ÖPNV-Zweckverband ehrenamtlich tätig. Auch im Seniorenbeirat des Vogtlandkreises setzt er sich für Verbesserungen besonders im ländlichen Raum ein.
Pionierarbeit leistete er bei der Einführung von drei ehrenamtlich betriebenen Bürgerbussen im Vogtland – als wichtige Ergänzung dort, wo der klassische Linienverkehr nicht möglich ist oder nur ein geringer Bedarf besteht. Dieter Heyne koordinierte die gesamte Organisation von Barrierefreiheit über Routenplanung bis hin zum Fahrereinsatz.
Dr. Heidelore Geistlinger
Dr. Heidelore Geistlinger (81) hat sich über viele Jahre hinweg ehrenamtlich in besonderer Weise dafür engagiert, das Andenken an Friedrich Eduard Bilz – den Radebeuler Pionier der Naturheilkunde – lebendig zu halten. Sie war Mitgründerin des Vereins Naturheilkunde, hatte viele Jahre den Vorsitz inne und ist dem Verein als Ehrenvorsitzende bis heute verbunden. Über Jahrzehnte sammelte sie einzigartige Zeitzeugnisse der Medizingeschichte und Naturheilkunde, die inzwischen als Dauerausstellung im Bilz-Bad präsentiert werden.
Mit beeindruckender Energie gelang es ihr und ihren Mitstreitern, Bilz als wichtige Persönlichkeit sächsischer Kulturgeschichte in die öffentliche Wahrnehmung zurückzuholen. Ein besonderes Anliegen war ihr – mit dem Blick als Ärztin – stets die Vermittlung der Aktualität seines naturheilkundlichen Denkens. Zudem war sie 20 Jahre ehrenamtlich in verschiedenen Prüfungsgremien der Sächsischen Landesärztekammer im Bereich Naturheilverfahren tätig.
Hintergrund
Beim Sächsischen Verdienstorden handelt es sich um die höchste staatliche Auszeichnung Sachsens. Mit der Auszeichnung ehrt der Freistaat Menschen, die sich im politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen, gesellschaftlichen oder ehrenamtlichen Bereich in herausragendem Maße engagiert haben. Der Orden wurde 1996 gestiftet und erstmals am 27. Oktober 1997 verliehen. Ihn können in- und ausländische Persönlichkeiten erhalten, die sich um den Freistaat Sachsen und die hier lebenden Menschen besonders verdient gemacht haben. Bisher wurde der Sächsische Verdienstorden 389 mal verliehen.
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