19.04.2023

Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

Männer und Frauen sitzen in einem Saal. Vor ihnen steht ein Mann an einem Rednerpult.
Die Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland im »Bienenkorb« der Sächsischen Staatskanzlei. 
© Pawel Sosnwoski

Ministerpräsident Michael Kretschmer überreichte – stellvertretend für den Bundespräsidenten – an insgesamt 13 Bürgerinnen und Bürger, die mit Sachsen eng verbunden sind, den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Mit dieser Auszeichnung werden Menschen geehrt, die sich in besonderer Weise um das Gemeinwohl verdient gemacht haben.

Die Übergabe fand am 19. April statt in der Sächsischen Staatskanzlei statt. Eine weitere folgt am 22. April 2023.

Verleihung am 19. April 2023

 

Hannelore Hammerschmidt, Reichenbach im Vogtland

Ein Mann überreicht eine Urkunde an eine Frau.
Ministerpräsident Kretschmer überreicht den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an Hannelore Hammerschmidt.  © Pawel Sosnowski

Hannelore Hammerschmidt (89) setzt sich seit Jahrzehnten mit großer Kraft und Hingabe für die Interessen älterer, behinderter und mobilitätseingeschränkter Menschen ein. Seit mehr als 45 Jahren engagiert sie sich aktiv in der Ortsgruppe der Volkssolidarität in Reichenbach im Vogtland, davon seit 30 Jahren in dessen Vorstand.

Zudem war sie mehr als 20 Jahre bei den »Grünen Damen« aktiv. Dabei besuchte sie kranke und einsame Menschen in Pflegeheimen und organisierte Veranstaltungen. Mit ihrem Einfühlungsvermögen, ihrer Lebenserfahrung und Kontaktfreudigkeit war Frau Hammerschmidt außerordentlich geschätzt und beliebt.

Auch Kinder und Jugendliche liegen ihr sehr am Herzen. So verantwortete sie mit weiteren Mitstreitern viele Jahre lang Bastelnachmittage in einem Reichenbacher Kinder- und Jugendzentrum und sorgte für bereichernde Begegnungen zwischen den Generationen. 1999 rief sie die Seniorenvertretung der Stadt Reichenbach mit ins Leben und wirkte 20 Jahre aktiv in diesem Gremium mit.

Dr. Claus Dieter Heinze, Dresden

Ein Mann überreicht einem anderen Mann eine Urkunde.
Ministerpräsident Kretschmer überreicht den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an Dr. Claus Dieter Heinze (li.).  © Pawel Sosnowski

Dr. Claus Dieter Heinze (89) setzte sich in besonderer Weise für die Wiederbelebung und Bewahrung des jüdischen Musiklebens als wichtigen Teil des europäischen Kulturerbes ein. Hervorzuheben ist dabei vor allem sein langjähriges Engagement als Mitbegründer und Vorstandsmitglied des Fördervereins »Neue Jüdische Kammerphilharmonie Dresden«.

Mit der Gründung entstand eine europaweit einzigartige Initiative: Jüdische und nichtjüdische Musiker spielen gemeinsam Werke jüdischer Komponisten, die zwischen 1933 und 1945 verfolgt und ermordet wurden. Zahlreiche Werke von mehr als einem Dutzend Komponisten konnten so einem breiten Publikum vorgestellt werden.

Viele Jahre lang kümmerte sich Dr. Heinze um die Finanzierung des Orchesters und seiner Konzerte und glich Budgetlücken mehrfach mit Privatmitteln aus. Mit Kraft und Geschick trug er so zum Erfolg des Projektes bei.

Dr. h.c. Erika Krüger, Münsing

Ein Mann überreicht einer Frau eine Urkunde.
Ministerpräsident Kretschmer überreicht den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an Dr. h.c. Erika Krüger.   © Pawel Sosnowski

Dr. Erika Krüger (87) hat sich um die Förderung der TU Bergakademie Freiberg und die Entwicklung der Stadt Freiberg verdient gemacht. Nach dem Tod ihres Ehemannes Peter Krüger übernahm sie den Vorstandsvorsitz der Dr. Erich-Krüger-Stiftung und setzt seither das Lebenswerk ihres Mannes beharrlich fort.

Jahr für Jahr erhält die Universität von der Stiftung eine Million Euro für praxisnahe Forschung. Ziel ist es, die regionale Wirtschaft zu stärken und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Über die Stiftung werden zudem der Austausch über wissenschaftliche Ergebnisse sowie neue und vielversprechende Forschungsvorhaben gefördert.

Dank Dr. Erika Krügers großzügigen Einsatzes konnte auch das »Amtshaus« des Schlosses Freudenstein saniert werden. Das Kulturdenkmal beherbergt heute die größte, öffentlich zugängliche Mineralogische Sammlung Deutschlands.

Prof. Dr. Dieter Landgraf-Dietz, Dresden

Ein Mann überreicht einem anderen Mann eine Urkunde.
Ministerpräsident Kretschmer überreicht den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an Prof. Dr. Dieter Landgraf-Dietz (li.).  © Pawel Sosnowski

Prof. Dr. Dieter Landgraf-Dietz (82) wird für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. geehrt. Der Volksbund widmet sich als humanitäre Organisation unter anderem der Aufgabe, bei der Suche von im Krieg vermissten Menschen zu helfen.

Seit mehr als drei Jahrzehnten leistet Prof. Landgraf-Dietz wichtige Versöhnungsarbeit im In- und Ausland, kümmert sich um Angehörige und unterstützt Friedens- und Erinnerungsarbeit. Als Mitglied im Bundesvorstand wirkte er in den 1990er Jahren auch maßgeblich daran mit, dass mehr als 40 Zubettungsfriedhöfe in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion angelegt wurden, auf denen rund eine Million deutsche Gefallene eine würdige Ruhestätte fanden.

Zwischen 2010 und 2014 stand er an der Spitze des sächsischen Landesverbandes der Deutschen Kriegsgräberfürsorge.

Michael Morgner, Chemnitz

Ein Mann überreicht einem anderen Mann eine Urkunde.
Ministerpräsident Kretschmer überreicht den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an Michael Morgner (li.)  © Pawel Sosnowski

Michael Morgner (81) zählt zu den bedeutendsten deutschen Künstlern der Gegenwart. Er war Mitbegründer einer der namhaftesten Galerien in den 1970er Jahren, die unangepassten Künstlerinnen und Künstlern in der DDR eine Plattform bot. Zudem war er Mitbegründer einer der wichtigsten oppositionellen Künstlergruppierungen in der DDR, der Künstlergruppe »Clara Mosch«.

Sein sehr persönlicher Einsatz für die künstlerische Freiheit war seine Form des politischen Widerstandes. Michael Morgner war und ist bis heute an zahlreichen Ausstellungen beteiligt, seine Werke finden sich auf wichtigen internationalen Kunstmessen und weltweit in einer Vielzahl angesehener Kunstsammlungen. Zudem ist er Gründungsmitglied der Sächsischen Akademie der Künste.

Einen wichtigen Teil seines Schaffens nehmen Skulpturen ein, darunter »Der Schreitende«. Die Figur ist für den Chemnitzer Künstler zu einem Sinnbild des aufrechten Ganges geworden, zu dem viele Menschen während der Friedlichen Revolution 1989 gefunden haben.

Hanna Einenkel, Dresden

Ein Mann überreicht einer Frau eine Urkunde.
Ministerpräsident Kretschmer überreicht den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an Hanna Einenkel.  © Pawel Sosnowski

Hanna Einenkel (80) engagiert sich seit vielen Jahren in bemerkenswerter Weise für die Förderung und Begleitung von Strafgefangenen und ihre Resozialisierung. Als Gründungsmitglied war sie mehr als 20 Jahre im Vorstand des 2001 gegründeten gemeinnützigen Vereins HAMMER WEG e.V. aktiv.

Dieser hat es sich zum Ziel gemacht, Gefangene und Haftentlassene bei der Wiedereingliederung in das Leben in Freiheit zu unterstützen. Neben der Gefangenenbetreuung war sie lange Zeit auch als Mitglied des Beirates der JVA Dresden tätig, der bei der Gestaltung des Vollzugs und der Betreuung der Inhaftierten beratend mitwirkt. Hanna Einenkel, Herz und Impulsgeberin in der Vereinsarbeit, trägt mit ihrem Engagement zum Gemeinwohl bei.

Frank-Michael Nemetz, Belgershain OT Threna

Ein Mann überreicht einem anderen Mann eine Urkunde.
Ministerpräsident Kretschmer überreicht den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an Frank-Michael Nemetz (li.).   © Pawel Sosnowski

Frank-Michael Nemetz (78) setzt sich seit vielen Jahren für die Aufarbeitung des Unrechts der SED und zugunsten der seinerzeit Verfolgten ein. In der Vereinigung der Opfer des Stalinismus, deren Landesvorsitzender er seit 2014 ist, macht er sich für die Anerkennung, Rehabilitierung und soziale Entschädigung der vom Unrecht in der DDR Betroffenen stark.

Im Stiftungsbeirat der Stiftung Sächsische Gedenkstätten setzte sich Frank-Michael Nemetz, der zu DDR-Zeiten selbst ins Visier der Staatssicherheit geriet und im Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz in Haft war, für die Errichtung eines Gedenkortes auf dem Gelände der ehemaligen Haftanstalt ein. Er engagiert sich zudem in der Zeitzeugen-Arbeit und ist Mitherausgeber einer Schriftenreihe, welche regelmäßig Publikationen mit Zeitzeugen-Erinnerungen und Biografien veröffentlicht.

Martina de Maizière, Dresden

Ein Mann überreicht einer Frau eine Urkunde.
Ministerpräsident Kretschmer überreicht den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an Martina de Maizière.  © Pawel Sosnowski

Martina de Maizière (68) hat sich mit ihrem ehrenamtlichen vielfältigen Engagement im sozialen und kulturellen Bereich hervorgetan. Neben ihrer Tätigkeit als Lehrbeauftragte an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit in Dresden und als Supervisorin bringt sie sich seit vielen Jahren an verschiedenen Stellen ehrenamtlich ein.

Als Schirmherrin der Betreuungsorganisation der Soldatenfamilien leistete sie wertvolle Pionierarbeit. Zudem ist sie eine der Gründungsmütter des 2000 gegründeten Vereins »Aufwind – Kinder- und Jugendfonds Dresden e.V.«, der es sich zum Ziel gesetzt hat, sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen zur Seite zu stehen. Auch auf kulturellem Gebiet engagiert sie sich – unter anderem als Vorstandsvorsitzende der 2012 gegründeten Stiftung Kunst und Musik für Dresden. Zudem wirkt Frau de Maizière in der Stiftung Frauenkirche Dresden mit.

Verleihung am 22. April 2023

 

Prof. Dr. Gerhard Metzner, Kapellendorf

Ein Mann überreicht einem anderen Mann eine Urkunde.
Ministerpräsident Kretschmer überreicht den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an Prof. Dr. Gerhard Metzner.  © Pawel Sosnowski

Prof. Dr. Gerhard Metzner (80) wird für sein herausragendes berufliches Wirken als Hochschuldozent und Arzt sowie sein ehrenamtliches Engagement geehrt. Der Internist und Immunologe war vor der politischen Wende an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena und später an der Universität Leipzig tätig. In eigener Praxis war er bis weit übers Rentenalter hinaus für seine Patienten da, die aus ganz Deutschland zu ihm kamen.

Seinen großen Erfahrungsschatz und sein Wissen gab er gerne an seine Kolleginnen und Kollegen weiter. Zudem übte er verschiedene ehrenamtliche Tätigkeiten aus. So arbeitete er als Ausschussmitglied bei der Landesärztekammer mit und war dank seiner Expertise ein viel gefragter Gutachter für Rentenversicherungsträger und die Sozialgerichte.

Dr. Ingrid Riedel, Pegau

Eine Mann überreicht einer Frau eine Urkunde.
Ministerpräsident Kretschmer überreicht den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an Dr. Ingrid Riedel.   © Pawel Sosnowski

Dr. Ingrid Riedel (75) setzt sich mit Leidenschaft für das Zusammenleben der Bürgerschaft im Pegauer Ortsteil Kitzen ein. Nachdem die Gemeinde und die evangelische Kirche die Nutzung der Kreuzkirche Sankt Nikolai in Kitzen aufgegeben hatten, rief sie 2007 einen Förderverein ins Leben, der sich für den Erhalt des historischen Kirchengebäudes einsetzt.

Neben der baulichen Sicherung und Sanierung wirkte und wirkt sie entscheidend daran mit, dass das Baudenkmal heute als Bürgerbegegnungszentrum genutzt wird. Gemeinsam mit der Stadt Pegau arbeitet sie bereits daran, das ehemalige Rathaus von Kitzen – ein denkmalgeschütztes Gebäude mit Parkanlage – zu einem weiteren Treffpunkt für die Bürgerschaft auszubauen. Zudem initiierte sie einen Seniorenklub und gründete einen Landfrauenklub.

Ihrem außergewöhnlichen Einsatz ist es zu verdanken, dass sich viele Menschen ebenfalls engagieren und mit dafür sorgen, das Zusammenleben im Ort und der Region noch attraktiver und reicher zu machen.

Dr. Michael Schlitt, Görlitz

Ein Mann überreicht einem anderen Mann eine Urkunde.
Ministerpräsident Kretschmer überreicht den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an Dr. Michael Schlitt.  © Pawel Sosnowski

Dr. Michael Schlitt (65) wird für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement für die Oberlausitzer Region geehrt. Zu seinen großen Verdiensten zählen die Gründung und Leitung der Oberlausitz-Stiftung, die sich unter anderem dem Erhalt alter Obstsorten widmet, sowie sein herausragendes Engagement als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Internationales Begegnungszentrum (IBZ) St. Marienthal.

Die Stiftung IBZ, deren Ziel die Förderung der Begegnung von Menschen ohne Unterschied des Geschlechts, des Alters, der nationalen Herkunft und der Religion ist, organisiert inzwischen jedes Jahr bis zu 250 Veranstaltungen. Herr Dr. Schlitt ist auch maßgeblicher Akteur der seit 2018 stattfindenden Ostritzer Friedensfeste. Das IBZ ist dabei Veranstalter; gemeinsam mit der Stadt und einem ehrenamtlichen Organisationsteam engagieren sich die Bürgerinnen und Bürger aus Ostritz und Umgebung mit ihren Friedensfesten für ein demokratisches Miteinander und gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Extremismus jeglicher Art.

Am Herzen liegt Herrn Dr. Schlitt auch die europäische Verständigung mit den Nachbarn im Dreiländereck Deutschland-Tschechien-Polen. Beispielhaft dafür steht das Projekt European Summer School, das naturwissenschaftlich interessierte Jugendliche aus den drei Ländern zusammenbringt.

Ines Kaulfuß und Ronald Kaulfuß, Pockau-Lengefeld

Ein Mann überreicht einem anderen Mann und einer Frau eine Urkunde.
Ministerpräsident Kretschmer überreicht den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an Ines Kaulfuß und Ronald Kaulfuß.  © Pawel Sosnowski

Ines Kaulfuß (60) und Ronald Kaulfuß (61) setzen sich seit mehr als 15 Jahren dafür ein, die Stoffwechselerkrankung Morbus Wilson besser zu verstehen und Betroffene zu unterstützen. 2006 war ihre Tochter Lydia viel zu früh an den Folgen der seltenen Erberkrankung verstorben. Bereits wenige Monate nach dem schweren Schicksalsschlag fassten sie den Entschluss, einen Stiftungsverein zu gründen.

Der 2007 gegründete Verein hat das Ziel, erkrankte Personen zu beraten und zu unterstützen und zugleich die Forschung in diesem Bereich zu intensivieren, um Fortschritte bei Früherkennung und Therapie zu erreichen. Die Eheleute haben mittlerweile bereits mehr als 100.000 Euro an Spenden gesammelt und das Geld für Forschungsprojekte und die direkte Hilfe für Betroffene bereitgestellt. So wurde es beispielsweise möglich, dass eine von der Krankheit betroffene Leipzigerin in eine behindertengerecht umgebaute Wohnung umziehen konnte.

Frau und Herr Kaulfuß waren erfolgreiche Leistungssportler: Ines Kaulfuß war als Schwimmerin erfolgreich und holte 1980 bei den Sommerspielen in Moskau unter ihrem Mädchennamen Geißler olympisches Gold. Ihr Mann Ronald war ein sehr erfolgreicher Radsportler. Nicht zuletzt daher gelingt es dem Ehepaar auf regionalen und überregionalen Sportveranstaltungen immer wieder, erfolgreich Spenden einzuwerben und auf das Thema aufmerksam zu machen.

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