Reise nach Brüssel
Der Ministerpräsident und weitere Mitglieder der Sächsischen Staatsregierung kamen mit dem Flämischen Ministerpräsidenten Jan Jambon und weiteren Mitgliedern der Flämischen Regierung in Brüssel zu einer Regierungskonsultation zusammen.
Im Rahmen der Regierungskonsultation erfolgte ein Austausch zur bilateralen Zusammenarbeit zwischen Flandern und Sachsen in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Kultur, Jugend und Bildung sowie gesellschaftlicher Zusammenhalt. Im Anschluss an die Regierungskonsultation wurde eine gemeinsame Abschlusserklärung zur Zusammenarbeit unterzeichnet. Danach fand eine Pressekonferenz statt.
Ergebnisse der Gespräche
Flandern wird zukünftig eine intensive bilaterale Zusammenarbeit mit dem Freistaat Sachsen in Deutschland pflegen. Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass die beiden Regionen zu einer gemeinsamen Regierungskonsultation in Brüssel zusammenfinden.
Sachsen und Flandern wollen gemeinsam:
- Vorreiter in Technologie und Innovation sein (z.B. in den Bereichen Automobil, Maschinenbau, Mikroelektronik)
- Partnerschaften in Kunst- und Kulturprojekten weiterentwickeln
- Wegbereiter für die Technologien zur Unterstützung der Energiewende sein (z.B. Wasserstoff, erneuerbare Energien und Dekarbonisierung)
- Brückenbauer zwischen den starken Regionen Europas sein (einschließlich der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen ihren jeweiligen Dreiländerregionen und dem Bau einer Brücke zwischen Nordsee und Elbe)
Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, betonte: »Sachsen und Flandern haben viele Gemeinsamkeiten und Parallelen in ihrer Geschichte. Dank früher Industrialisierung und einer starken Halbleiter- und Automobilbranche haben beide Regionen den Grundstein für technischen Fortschritt und wirtschaftliche Transformationsprozesse gelegt. Mit der heute vereinbarten Erklärung unserer Regierungen wollen wir gemeinsam an diesen Pioniergeist anknüpfen. Durch die Zusammenarbeit zwischen unseren Regionen können wir nicht nur einander, sondern die Europäische Union als Ganzes stärken.«
Jan Jambon, Ministerpräsident von Flandern, schließt sich dem an: »Bei meinem Besuch in Dresden im vergangenen Jahr wurde deutlich, dass sich Flandern und Sachsen in den Bereichen Energiepolitik und Halbleiter bereits stark angenähert haben. Diese Regierungskonsultation bestätigt dies. Flandern und Sachsen sind ideale Partner mit einem großen wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, akademischen, künstlerischen und kulturellen Potenzial. Als starke Regionen können wir uns daher gemeinsam um eine größere Energieunabhängigkeit, Versorgungssicherheit und nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit bemühen. Darüber hinaus engagieren wir uns intensiv für die Schaffung von Wohlstand durch Innovation, Unternehmertum und eine robuste Wirtschaft. Indem wir uns mit unseren Nachbarregionen und -ländern zusammenschließen, stärken wir die Zusammenarbeit in der EU von West nach Ost.«
Gemeinsame Vorhaben
Mikroelektronik
Sachsen und Flandern sind weltweit führende Mikroelektronik-Standorte, insbesondere bei Halbleitern. Beide Regionen ergänzen sich in hohem Maße und können durch ihre Zusammenarbeit ihre Position auf dem Weltmarkt und die der EU im internationalen Wettbewerbsumfeld erheblich stärken und festigen. Die Regierungen haben heute eine bilaterale Expertengruppe eingesetzt, um konkrete Möglichkeiten für eine komplementäre Zusammenarbeit und Synergien zu ermitteln, konkrete gemeinsame europäische Projekte zu initiieren, die grenzüberschreitende regionale Zusammenarbeit zu fördern und eine gemeinsame Interessenvertretung des Sektors gegenüber der EU zu unterstützen.
Wasserstoff
Sachsen und Flandern sind aufstrebende europäische Regionen im Bereich der Wasserstofftechnologie und arbeiten an der raschen Implementierung und Anwendung in einem schnell wachsenden globalen Markt. Beide Regionen verfügen über ein einzigartiges Ökosystem von Wasserstoffakteuren in der gesamten Wertschöpfungskette. Auch hier werden beide Regierungen ihre Kräfte bündeln und all ihre Trümpfe in die Waagschale werfen: ihre starken Chemiecluster, ihre Windenergietechnologie, ihre umfangreichen Pipeline-Netze, die flämischen Häfen, das sächsische Speicherpotenzial sowie ihre Energie- und Forschungskapazitäten. Zu dieser Kooperation haben die beiden Regierungen heute ebenfalls eine bilaterale Expertengruppe eingerichtet.
Kultur
Sachsen und Flandern teilen ein umfangreiches kulturelles Erbe: die große Präsenz flämischer Meister in sächsischen Kunstsammlungen, die Leipziger Buchmesse, die Architektur von Henry van de Velde und die Zusammenarbeit im Bereich des zeitgenössischen Tanzes und Theaters sind nur einige Beispiele für ihre reiche kulturelle Verbindung.
In einer gemeinsamen Erklärung haben beide Regierungen heute beschlossen:
- eine Kooperation rund um die Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 zu entwickeln,
- eine Zusammenarbeit zum Rubens-Oeuvre zwischen dem Königlichen Museum der Schönen Künste Antwerpen, der Gemäldegalerie Alte Meister Dresden und der Hochschule für Bildende Künste Dresden zu initiieren (wissenschaftliche, kunst- und sammlungsgeschichtliche Forschung & Katalogisierung von ca. 80 Werken) sowie
- eine Kooperation im Bereich des zeitgenössischen Tanzes auszuarbeiten, in der flämische Spitzenchoreographen zur Weiterentwicklung des zeitgenössischen Tanzes in Sachsen beitragen können.
Bildung und Jugend, gesellschaftliches Engagement und bürgerschaftliche Teilhabe – Sachsen und Flandern werden gemeinsam an der Zukunft der Bildung arbeiten. Unser Bildungssystem befindet sich in einem digitalen Wandel. Dieser Wandel bietet Chancen für eine zeitgemäße, maßgeschneiderte Bildung und bereitet Schülerinnen und Schüler auf die Zukunft vor. Beide Regierungen haben beschlossen, Möglichkeiten zur Unterstützung des Austauschs zwischen jungen Menschen, Schulen, Universitäten und Hochschulen im Rahmen bestehender Programme zu prüfen. Außerdem wollen sie die Zusammenarbeit zwischen Flandern und Sachsen in Bezug auf spezifische Maßnahmen zur Integration und Bürgerbeteiligung fördern und ihre Erfahrungen austauschen.