06.07.2021

Kretschmer überreicht neun Persönlichkeiten den Sächsischen Verdienstorden

Ein einem Hof sitzen Menschen und schauen einem Mann auf einem Podium zu.
Im Dresdner Residenzschloss würdigt Ministerpräsident Kretschmer die Verdienste der neun Frauen und Männer. 
© Pawel Sosnowski

Regierungschef Kretschmer würdigt das herausragende Engagement der Frauen und Männer für Sachsen

Ministerpräsident Michael Kretschmer überreichte im Dresdner Residenzschloss insgesamt neun Persönlichkeiten den Sächsischen Verdienstorden.

Beim Sächsischen Verdienstorden handelt es sich um die höchste staatliche Auszeichnung Sachsens. Mit dieser Auszeichnung ehrt der Freistaat in- und ausländische Persönlichkeiten, die sich im politischen, wirtschaftlichen, kulturellen oder sozialen Bereich zum Wohle Sachsens und der hier lebenden Menschen besonders verdient gemacht haben.

Hans Brenner

Ein Mann hält eine Urkunde in der Hand. Neben ihm steht ein weiterer Mann.
Ministerpräsident Michael Kretschmer überreicht den Sächsischen Verdienstorden an Dr. Hans Brenner.   © Pawel Sosnowski

Dr. Hans Brenner (94) hat mit seinen Recherchen und Veröffentlichungen zur NS-Diktatur einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der sächsischen Geschichte und gegen das Vergessen geleistet.

2006 startete er gemeinsam mit einer von ihm koordinierten 50-köpfigen Gruppe von ehrenamtlichen Historikerinnen und Historikern die Recherchen. Ausgewertet wurden unzählige Publikationen und Zeitzeugenberichte, zugleich sichteten sie Material aus mehreren Archiven. Im Ergebnis erschien 2018 das gut 600 Seiten umfassende Werk »NS-Terror und Verfolgung in Sachsen – Von den frühen Konzentrationslagern bis zu den Todesmärschen«. Die Arbeit ist Ausgangspunkt für weitere Publikationen. Zudem ist sie ein wichtiges Dokument gerade auch für die historisch-politische Bildung.

Hervorzuheben ist auch das Engagement von Dr. Brenner für die deutsch-jüdische Aussöhnung. Mehrere Menschen aus Sachsen wurden auf Grundlage seiner Forschung von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet, weil sie während der NS-Zeit Juden versteckt hatten.

Helmut König

Ein Man hätl eine Urkunde in der Hand. Neben ihm steht ein weiterer Mann.
Ministerpräsident Michael Kretschmer überreicht den Sächsischen Verdienstorden an Dr. Helmut König.   © Pawel Sosnowski

Dr. Helmut König (92), einer der anerkanntesten Mathematiker Deutschlands, gilt als Begründer des 1981 gestarteten Adam-Ries-Wettbewerbs.

Der mathematische Wettstreit für die Klassenstufe 5 fördert Freude am Knobeln und Rechnen, weckt mathematisches Interesse und macht neugierig auf Adam Ries. Der Wettbewerb wird heute länderübergreifend in Sachsen, Thüringen, Franken und Tschechien ausgetragen. Bereits zu DDR-Zeiten leitete Dr. König regelmäßig auch Arbeitsgemeinschaften im Mathematik-Zentrum im heutigen Chemnitz.

Seit mehr als vier Jahrzehnten arbeitet er zudem als Gutachter in der zentralen Aufgabenkommission der Mathematik-Olympiade mit – und kämpfte erfolgreich für eine deutschlandweite Austragung aller Stufen der Olympiade. Nach der politischen Wende 1989 gründete er das Landeskomitee Sachsen zur Förderung mathematisch-naturwissenschaftlich begabter und interessierter Schüler. Bis heute wirkt er dort aktiv mit.

Rolf Jähnichen

Ein Mann hält eine Urkunde in der Hand. Neben ihm steht ein weiterer Mann.
Ministerpräsident Michael Kretschmer überreicht den Sächsischen Verdienstorden an Dr. Rolf Jähnichen.   © Pawel Sosnowski

Dr. Rolf Jähnichen (82) hat als erster Landwirtschaftsminister im wieder gegründeten Freistaat Sachsen an der erfolgreichen Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft sowie der Ernährungsbranche und dem notwendigen Umstrukturierungsprozess mitgewirkt. Unter seiner Leitung wurde die sächsische Landwirtschaftsverwaltung neu aufgebaut.

Zudem engagierte er sich jahrelang ehrenamtlich als Vorsitzender des Vereins der Freunde des Benediktinerklosters Wechselburg. Das wiedererstandene Kloster, ein Ort der Besinnung und Meditation, hat eine große historische Bedeutung im mittelsächsischen Raum. Dr. Rolf Jähnichen war Mitgründer und langjähriger ehrenamtlicher Präsident des Sächsischen Blasmusikverbandes und wirkte im Förderverein Völkerschlachtdenkmal mit.

Lutz Kittelmann

Ein Mann hält eine Urkunde in der Hand. Neben ihm steht ein weiterer Mann.
Ministerpräsident Michael Kretschmer überreicht den Sächsischen Verdienstorden an Lutz Kittelmann.   © Pawel Sosnowski

Lutz Kittelmann (81) hat mit seinem leidenschaftlichen Engagement die Kulturlandschaft in Sachsen und ganz Deutschland mitgeprägt und zugleich dazu beigetragen, Spenden für wohltätige Zwecke zu sammeln.

1996 gründete er mit Freunden das Rotary-Orchester Deutschland. Das Laienorchester hat im Laufe der Jahre mehr als eine Million Euro für wohltätige Zwecke eingespielt. Zudem engagierte er sich bis 2018 als Geschäftsführer in dem von ihm 1994 gegründeten Förderverein Dresdner Philharmonie e. V. In dieser Zeit brachte er zahlreiche Projekte zugunsten der Dresdner Philharmonie auf den Weg und begleitete sie. Gesichert werden konnte so auch die Finanzierung und der Einbau der Eule-Orgel im Konzertsaal des Kulturpalastes. Der von ihm geleitete Förderverein sammelte dafür weltweit insgesamt mehr als 1,1 Millionen Euro an Spenden ein.

Wolfgang Vogel

Ein Mann hält eine Urkunde in der Hand. Neben ihm steht ein weiterer Mann.
Ministerpräsident Michael Kretschmer überreicht den Sächsischen Verdienstorden an Wolfgang Vogel.   © Pawel Sosnowski

Wolfgang Vogel (69) engagiert sich seit mehr als 30 Jahren für die sächsische Landwirtschaft. Durch sein Wirken in verschiedenen landwirtschaftlichen Gremien wie dem Sächsischen Landesbauernverband, dem Deutschen Bauernverband und der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. hatte er großen Anteil am Integrationsprozess der ostdeutschen Betriebe in die gesamtdeutsche Landwirtschaft.

Von 2016 bis 2020 vertrat Wolfgang Vogel die Interessen der sächsischen und ostdeutschen Bauern als Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes. Bis heute wirkt er ehrenamtlich in zahlreichen Gremien der Landwirtschaft mit und setzt sich dort für die Anliegen der sächsischen Landwirte regional sowie überregional ein.

Volker Pfitzner

Ein Mann hält eine Urkunde in der Hand. Neben ihm steht ein weiterer Mann.
Ministerpräsident Michael Kretschmer überreicht den Sächsischen Verdienstorden an Volker Pfitzner.   © Pawel Sosnowski

Volker Pfitzner (64) gehörte nach dem Mauerfall zu den Gründungsmitgliedern der Opferhilfeorganisation Weißer Ring in Ostdeutschland. Seit September 1990 ist er ehrenamtlich für den Verein tätig, der sich bundesweit um Opfer von Gewalttaten kümmert.

Er leistete Pionierarbeit beim Aufbau in Sachsen und war mehr als ein Jahrzehnt stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes. Bis heute ist er ein gefragter Gesprächspartner von Politik, Justiz, Polizei und Medien. Auch dank seines großen Engagements konnte im Freistaat Sachsen ein flächendeckendes Netz von Anlaufstellen für Opfer von Kriminalität und Gewalt aufgebaut werden.

In unzähligen Wochenendseminaren bildete er ehrenamtliche Opferbetreuer aus. Zudem unterstützte er eine Vielzahl von Projekten der Kriminalitätsprävention, der Schadenswiedergutmachung und des Täter-Opfer-Ausgleichs.

Otto Guse

Ein Mann hält eine Urkunde in der Hand. Neben ihm steht ein weiterer Mann.
Ministerpräsident Michael Kretschmer überreicht den Sächsischen Verdienstorden an Otto Guse.   © Pawel Sosnowski

Otto Guse (61) engagierte sich fast zwei Jahrzehnte lang ehrenamtlich in der Sächsischen Landessynode, davon zwölf Jahre als deren Präsident. Er verlieh der Kirche eine in der Gesellschaft wahrnehmbare und wichtige Stimme.

Unter seiner Leitung beschloss die Synode während der Flüchtlingskrise 2015 ein Sofort-Hilfsprogramm zur Hilfe für geflüchtete Menschen und zur Unterstützung von Projekten in den Kirchgemeinden.

Über sein kirchliches Engagement hinaus wirkte er unter anderem im Präsidium des DRK-Kreisverbandes Auerbach mit. Zudem unterstützt er als Mitglied des Freundes- und Förderkreises der Telefonseelsorge Südwestsachsen e.V. sowie in weiteren kirchlichen Initiativen und Vereinen vor Ort vor allem Menschen in schwierigen Situationen und Lebenslagen.

Ulrike Böhm

Eine Frau hält eine Urkunde in der Hand. Neben ihr steht ein Mann.
Ministerpräsident Michael Kretschmer überreicht den Sächsischen Verdienstorden an Ulrike Böhm.   © Pawel Sosnowski

Dr. Ulrike Böhm (56) engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für den Opferschutz insbesondere bei häuslicher und sexualisierter Gewalt.

Mit ihrem großen Einsatz leistet sie wertvollen Rat und Hilfe auch in der Prävention. Dr. Ulrike Böhm ist Initiatorin der 2012 gegründeten Leipziger Gewaltopferambulanz. Dabei handelt es sich um ein sachsenweit einmaliges Projekt in Kooperation mit dem Leipziger Elisabeth-Krankenhaus. Opfer von häuslicher Gewalt, Opfer von Vergewaltigungen sind wegen der Schwere der Tat häufig nicht in der Lage, sofort Anzeige zu erstatten. Sie können dies dank der Opferambulanz, die frühzeitig anonym und vertraulich Beweise sichert, später jederzeit nachholen - und dann auch beweisen.

Darüber hinaus engagiert sie sich seit mehr als 15 Jahren ehrenamtlich im Verein Frauen für Frauen e. V. Leipzig. Ziel des Vereins ist es, Gewalt gegen Frauen aufzudecken und zu bekämpfen. Auch im Netzwerk gegen häusliche Gewalt und Stalking wirkt sie mit. Zudem ist sie Mitbegründerin und Vorstandsmitglied des 2018 gegründeten Leipziger Vereins »Hilfe gegen Gewalt in der Pflege e.V., der Menschen berät, die Unterstützung und Begleitung bei Konflikten und Gewalt in der Pflege benötigen.

Nadja Grigorenko

Eine Frau hält eine Urkunde in der Hand. Neben ihr steht ein Mann.
Ministerpräsident Michael Kretschmer überreicht den Sächsischen Verdienstorden an Nadja Grigorenko.   © Pawel Sosnowski

Nadja Grigorenko (50) setzt sich seit vielen Jahren mit Tatkraft und viel Engagement für die Integration von Spätaussiedlern und ausländischen Mitbürgern ein.

In Plauen gründete sie 2014 das Familien- und Kulturzentrum »Schöne Welt e.V.« Im Mittelpunkt stehen verschiedene kulturelle Angebote und Freizeitaktivitäten, darunter Tanz- und Theaterunterricht für Kinder. Der Verein mit derzeit rund 130 Mitgliedern bietet außerdem Sprachkurse an. Die Angebote fördern das Miteinander und helfen vor allem auch Menschen mit Migrationshintergrund dabei, ihren Platz in der neuen Heimat zu finden.

Mit ihrem Verein fördert sie die Begegnung zwischen Menschen unterschiedlicher ethnischer, sozialer und weltanschaulicher Herkunft. Nadja Grigorenko hat somit einen großen Anteil daran, dass Berührungsängste abgebaut werden oder erst gar nicht aufkommen.

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