Tillich überreicht Bundesverdienstorden
Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat 14 Bürgerinnen und Bürgern aus Sachsen den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland überreicht. Mit dieser Auszeichnung - verliehen von Bundespräsident Joachim Gauck - werden Personen geehrt, die sich in besonderer Weise um das Gemeinwohl verdient gemacht haben.
Bei der feierlichen Zeremonie am Mittwoch in der Sächsischen Staatskanzlei würdigte der Regierungschef das herausragende Engagement der Geehrten. »Es ist mir eine große Ehre, heute stellvertretend für den Bundespräsidenten diesen Verdienstorden zu überreichen«, sagte Tillich. »Sie haben nicht darauf gewartet, dass andere aktiv werden, sondern sind vorangegangen und haben Verantwortung übernommen. Sie alle stehen mit ihrem Engagement beispielhaft für die vielen anderen, die sich in Familie, Beruf und Ehrenamt in außerordentlicher Weise einbringen – zum Wohle unseres Landes und zum Wohle der Menschen. Die Geehrten stehen für die große Mehrheit in Sachsen und in Deutschland, denen das Miteinander am Herzen liegt, die sich für die Gemeinschaft engagieren und die für ein weltoffenes und tolerantes Land einstehen.«
Die ausgezeichneten Personen im Überblick
Joachim Böhm widmet seinen christlichen, beruflichen und ehrenamtlichen Einsatz den sozial schwachen Menschen in unserer Gesellschaft. Als Vorsitzender des Vorstandes des HERR-BERGE Senioren-, Familien- und Behindertenzentrum der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden in Westsachsen e.V. in Zschorlau stellt er seine eigenen persönlichen Belange weit zurück. Böhm baute mit Vereinsmitgliedern in Zschorlau außerdem ein Altenpflegeheim mit Kurzzeitpflege sowie eine sozialtherapeutische Wohnstätte für chronisch psychisch kranke Menschen auf. Weitere Einrichtungen folgten - heute ist das Diakoniewerk an vier Standorten aktiv. Mit seinem engagiertem Handeln und Tun trägt Böhm in herausragender Weise zu einem harmonischem Miteinander der Generationen und zur Integration von Kranken und Behinderten in die Gesellschaft bei. Nicht zuletzt engagiert er sich für Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen: 2005 rief er die aus Spenden finanzierte Hilfsaktion »Urlaub für vergessene Kinder« ins Leben und organisiert kostenlose Urlaubsaufenthalte.
Professor Brand ist eine herausragende Wissenschaftler-Persönlichkeit, deren Wirken weit über Dresden und Sachsen hinaus Strahlkraft entwickelt hat. Er ist geistiger Vater und Motor des Zentrums für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) und forscht zusammen mit anderen weltweit führenden Wissenschaftlern an Optionen der Linderung für bisher unheilbare Erkrankungen. Professor Brand hat durch seine außerordentlichen wissenschaftlichen Leistungen auf den Gebieten der Stammzellenforschung und Entwicklungsgenetik herausragende Verdienste um die medizinische Forschung in Dresden, Sachsen und der Bundesrepublik Deutschland erworben. Er ist der Impulsgeber für diese Entwicklung, die Dresden zu einem weltweit führenden Forschungs-Ballungsraum für Biomedizin und Bioengineering gemacht hat. Mit seinem herausragendem Engagement und seinem ausdauerndem Einsatz als Direktor des CRTD und Leiter des Biotechnologischen Zentrums der TU Dresden hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass mittlerweile ein lebendiges, fruchtbares Netzwerk im Bereich Biotechnologie und regenerative Medizin hierzulande entstanden ist.
Rainer Eichhorn hat durch sein außerordentliches Engagement auf kommunalpolitischer Ebene, für die Kulturarbeit Zwickaus, die deutsch-polnische Zusammenarbeit und ganz besonders seinen Einsatz gegen Fremdenfeindlichkeit und für Toleranz herausragende Verdienste erworben. Eichhorn zählt zur ersten Generation von Kommunalpolitikern im Freistaat Sachsen, die nach 1990 mit Verantwortungsbewusstsein und Engagement eine neue demokratische, rechtstaatliche und bürgernahe Verwaltung aufgebaut und den wirtschaftlichen Neuanfang in ihrer Kommune mitgestaltet haben. Hoch engagiert ist Rainer Eichhorn im Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und rechte Gewalt. Bereits in den 90er Jahren war er aktiv bei der Gründung des »Bündnisses gegen Rechts« beteiligt. Seit 2009 ist er Mitglied des Beirates des »Bündnisses für Demokratie und Toleranz der Zwickauer Region« gegen extremistisches Gedankengut.
Dr. Georg Giradet wird für sein lebenslanges, außerordentliches Engagement in den Bereichen Kunst und Kultur und seine erbrachten herausragenden Verdienste um die Weiterentwicklung Leipzigs als Kulturstadt geehrt. Seine Verdienste für Leipzig, Sachsen und Deutschland sind für die Gesellschaft und das Allgemeinwohl herausragend und nachhaltig. Bei seinem langjährigen Wirken als Leipziger Kulturbürgermeister richtete er sein besonderes Augenmerk auf die vorhandene künstlerische Substanz und Tradition. Diese baute er konsequent weiter aus. Weiter setzte und setzt er sich für die Interessen der freien Kulturszene ein, die einen wichtigen Baustein der lebendigen Kultur in der Stadt bildet. Aus diesem Grund übernahm er ehrenamtlich den Vorsitz der Bürgerstiftung Leipzig. Unter seiner Führung gelang es, die mögliche Förderung auch von kleineren Projekten und Ausstellungen auszuschöpfen.
Peter Gorka engagierte sich mehr als 50 Jahre leidenschaftlich für die Entwicklung des Sports und prägte dabei maßgeblich den schulischen, außerschulischen und insbesondere den Tennissport in Dresden und Sachsen. So war er von 1995 an ehrenamtliches Vorstandsmitglied des Vereins »Jugend trainiert für Olympia e. V.«. Auch als sächsischer Sportkoordinator für die Olympiabewerbung Leipzig/Sachsen im Jahr 2012 engagierte er sich in besonderer Weise und war zudem mit seiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Sport ein anerkannter Vermittler der Interessen zwischen öffentlicher Sportverwaltung und Sportselbstverwaltung. 1990 wirkte er maßgeblich an der Gründung des »Tennisclubs Blau-Weiß Dresden Blasewitz e. V.« (TC BW Dresden) mit und entwickelte den Verein zum mit Abstand größten Tennisverein in Ostdeutschland mit aktuell mehr als 700 Mitgliedern. Außerdem engagierte er sich bei Spendenaktionen zugunsten sozialer Projekte wie den »Verein krebskranker Kinder« oder das »Kinderkurheim Volkersdorf - den Kindern von Tschernobyl g .e. V.«
Prof. Hardtke hat sich durch seine hervorragenden Leistungen als Wissenschaftler, Forscher und Hochschullehrer auf den Gebieten des Maschinenwesens, Botanik und Mykologie sowie seine außerordentlich intensive wie erfolgreiche ehrenamtliche Arbeit auf dem Gebiet der Natur- und Heimatpflege in Sachsen herausragende Verdienste erworben. Ungewöhnlich reiche Kenntnisse über die in Sachsen vorkommenden Pflanzen und Pilze eignete er sich seit seiner frühesten Jugend autodidaktisch und praxisbezogen an. Die Ergebnisse liegen in Form mehrerer Bücher und etwa 150 weiterer Veröffentlichungen vor. Persönlichkeiten wie ihm ist es zu verdanken, dass die großen Traditionen bürgerschaftlich bestimmter heimatkundlicher, speziell naturschutzfachlicher Arbeit in Sachsen nicht abgerissen sind. So hat er sich nach der Wiedervereinigung für die schnelle Wiederbelebung des »Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e.V.« engagiert. Im Verein setzte und setzt er sich dafür ein, dass neben den Themen Naturschutz und Landschaftsgestaltung auch weitere Schwerpunkte des Landesvereins wie Denkmalschutz und Volkskunde/Volkskunst in der Gesellschaft Beachtung finden. Seit Ende 2006 ist er Vorsitzender des Landesvereins.
Dr. Luisa Mantovani-Löffler leistet Herausragendes bei der Begleitung von an Krebs erkrankten Menschen. Ihr engagierter Einsatz richtet sich auf die therapeutische und psychische Betreuung der erkrankten Menschen und deren Familien. Ihre fundierten Medizinkenntnisse mit ihrem Ansinnen für Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe hat sie zu einem ganzheitlichen Konzept entwickelt. In der Folge entstand so in Leipzig am Klinikum St. Georg das Projekt Haus Leben und später der gleichnamige Verein - mit der engagierten Medizinerin an der Spitze. Auf ihre Initiative zurück geht auch der »Pink Shoe Day«, der 2014 zum zweiten Mal in Leipzig stattfand. Mit der Ausstellung von pinkfarbenen Schuhen wird öffentlichkeitswirksam auf jährlich bundesweit 75.000 Brustkrebserkrankungen aufmerksam gemacht. Ziel ist es, die Ängste vor Vorsorgeuntersuchungen abzubauen und gleichzeitig Spendengelder für den Verein Haus Leben zu sammeln.
Matthias Netwall engagiert sich im Ehrenamt außerordentlich erfolgreich für Menschen in schwierigen Lebenssituationen. So unterstützt er seit mehr als 20 Jahren die Volksgruppe der Roma in Rumänien. 1999 gründete er dazu den Verein »Projekt Leben«. Ziel ist es, die Akzeptanz der Roma in der Gesellschaft zu verbessern und so Ausgrenzung und Demütigung entgegenzuwirken. Der Verein unterstützt und organisiert unter anderem Bildungsangebote für Romakinder. In seiner Heimatregion im Landkreis Sächsische Schweiz - Osterzgebirge unterstützt er zudem mit verschiedenen Angeboten und Initiativen Langzeitarbeitslose. So hat er in Stolpen das Projekt »Tafelgärten« über Jahre hinweg geleitet und ausgebaut. Er hat immer ein offenes Ohr für persönliche Probleme, entwickelt mit den Betroffenen Schritte zur Schuldenbewältigung, vermittelt bei Wohnungsangelegenheiten. Sein Ziel ist stets, die Situation der sozial Benachteiligten zu verbessern, ihnen Mut zu machen, sich im Alltag wieder selbst zu helfen. Das gilt auch für seine Arbeit mit arbeitslosen Jugendlichen.
Sven Seifert steht an der Spitze der Hilfsorganisation arche noVa – Initiative für Menschen in Not e. V., die aktiv Katastrophen- und Aufbauhilfe leistet. Sven Seifert ist als Geschäftsführer und Auslandskoordinator in nahezu allen Einsatzgebieten persönlich vor Ort und realisiert gemeinsam mit seinen Teams und den lokalen Partnern die einzelnen Hilfsprojekte. Sein Engagement ist herausragend: Unter hohem persönlichen Einsatz leistet er Menschen in den von Naturkatastrophen und Krieg zerstörten Ländern Hilfe und Unterstützung. Es ist stets sein Ziel, Zerstörtes und Hoffnung wieder aufzubauen. Von seinen Partnern wird ihm Kompetenz, Erfahrung, Augenmaß, diplomatisches Geschick sowie Verantwortungsbewusstsein für die Einsatzkräfte und die betroffenen Menschen bescheinigt.
Arche noVa entstand aus einer kleinen Gruppe Engagierter in den 1990er Jahren, heute sind in der Hilfsorganisation weltweit etwa 100 Mitarbeiter aktiv. Spezialisiert hat sich die Organisation insbesondere auf die Trinkwasserversorgung in Krisen- und Katastrophengebieten. Seit der Gründung hat die Arche noVa in mehr als 30 Ländern Aufbau- und Entwicklungshilfe geleistet und ist damit die einzige Hilfsorganisation Ostdeutschlands von dieser Reichweite und diesem Umfang.
Petra Tröger engagiert sich seit mehr als 20 Jahren ehrenamtlich zunächst als stellvertretende und später als Vorsitzende des Vorstandes der »Oskar-Patzelt-Stiftung«. Mehr als 200 Persönlichkeiten aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens sind gegenwärtig in den Stiftungsgremien aktiv engagiert. Mit diesen entwickelte sie den bundesweit erfolgreich agierenden Wettbewerb »Großer Preis des Mittelstandes«. Dieser Preis ist eine Initiative für kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland, mit dem es gilt, herausragende unternehmerische Leistungen auf den Gebieten von wirtschaftlichen Innovationen sowie Markt- und Arbeitsplatzentwicklungen zu würdigen. Dank des außergewöhnlichen Einsatzes von Petra Tröger konnte sich der »Große Preis des Mittelstandes« bis heute zu dieser außerordentlich erfolgreichen Initiative entwickeln.
Dr. Hans-Werner Uherek hat durch sein herausragendes persönliches und ehrenamtliches Engagement für die fachliche Weiterbildung und -entwicklung des landwirtschaftlichen Sachverständigenwesens im großen Maße zur Institutionalisierung im Freistaat Sachsen sowie zum Aufbau des Hauptverbandes der Landwirtschaftlichen Buchstellen und Sachverständigen e. V. (HLBS) Landesverband Sachsen-Thüringen nach der deutschen Wiedervereinigung in den ostdeutschen Bundesländern beigetragen. Durch seine maßgebliche Initiative wurde 1991 der HLBS-Landesverband Sachsen-Thüringen gegründet. Seit dessen Gründung bis zum Jahr 2010 war er 1. Vorsitzender des Landesverbandes.
Frank von Römer hat sich mit herausragendem Engagement um die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern in Deutschland verdient gemacht. 1939 in Dresden geboren, zog er später nach Augsburg und kehrte schließlich in sein Heimatland Sachsen zurück. Heute lebt er in Markneukirchen. Zu einer seiner Schwerpunktaufgaben zählte die forstwirtschaftliche Aus- und Weiterbildung junger Menschen. Bis 2013 stand er zudem an der Spitze der Waldschutzorganisation PEFC Deutschland e. V. - Deutschlands größte Organisation zur Sicherstellung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Er trug so entscheidend zum Wachstum der nach ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltigen Kriterien zertifizierten Waldfläche in Deutschland bei. Rund zwei Drittel der deutschen Waldfläche sind bereits nach den Standards von PEFC zertifiziert und werden damit von den Waldbesitzern mit besonderer Sorgfalt nachhaltig bewirtschaftet. Ziel der Zertifizierung ist es, die Wälder in Deutschland in ihren Funktionen als Lebensraum für Pflanzen und Tiere, als Erholungsraum für Menschen und als Holzlieferant für die Wirtschaft auch künftigen Generationen gleichermaßen zu erhalten.
Prof. Dr. Dr. Roland Sauerbrey (64) hat als international renommierter Wissenschaftler und Forscher große Verdienste erworben und einen besonderen Beitrag beim Aufbau, bei der Neuausrichtung und Neustrukturierung der Forschungslandschaft in Ostdeutschland geleistet. Seit dem Jahr 2006 ist er Wissenschaftlicher Direktor des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf. Sauerbrey kann auf beachtliche Forschungserfolge verweisen und bringt mit Ideenreichtum und wissenschaftlicher Genialität immer wieder neue Projekte voran. Gegenwärtig strebt er mit Sachsens größtem Forschungsinstitut in Dresden-Rossendorf ein weltweit einmaliges Extremlabor an: Dort soll Materie Bedingungen ausgesetzt werden, wie sie sonst nur bei der Sternenentstehung oder im Erdinneren vorkommen. Das Institut ist zudem noch an einem weiteren Versuch in der Krebsforschung beteiligt. Dabei geht es um lebende Zellen und die Erklärung, welche Atome sich wie verhalten, um bestimmten Proteinen die Türen zu öffnen. Mit diesem Wissen würden Mediziner besser verstehen, wie Krebs entsteht.
Gertrud Winzer, langjährige Bürgermeisterin und Ortsvorsteherin der Gemeinde Schwarzkollm, widmet sich seit mehr als zehn Jahren mit außergewöhnlichem Tatendrang und Enthusiasmus dem Wiederaufbau der Schwarzen Mühle. Die Idee, die Schwarze Mühle wiederzubeleben und sie zu einem Erlebnishof umzugestalten, entstand aufgrund der großen Nachfrage von Besuchern der Region, die von der Sage um den Zauberlehrling Krabat nach dem Roman von Otfried Preußler gehört oder gelesen hatten und gern den Schauplatz der Geschichte auch in der realen Welt erkunden wollten. Gertrud Winzer gründete mit Interessierten des Ortes den Verein Krabatmühle-Schwarzkollm e.V. Mit diesem Projekt wurden der Tourismus in der Region wiederbelebt und neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Krabat-Festspiele sind über die Region hinaus bekannt und anerkannt. Mit ihrem herausragenden persönlichen Engagement hat Gertrud Winzer die Welt von Krabat in der Lausitz wieder entstehen lassen und einen Schatz der sorbischen Kultur gehoben und bewahrt.