Ministerpräsident Tillich überreicht Sächsischen Verdienstorden
Am 29. Mai 2017 überreichte Ministerpräsident Stanislaw Tillich vierzehn Bürgerinnen und Bürgern den Verdienstorden des Freistaates Sachsen.
Mit dieser Auszeichnung ehrt der Freistaat Menschen, die sich im politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen, gesellschaftlichen oder ehrenamtlichen Bereich in herausragendem Maße engagiert haben.
»Ich freue mich, dass wir sieben Männer und sieben Frauen mit dem Verdienstorden ehren können. Der Sächsische Verdienstorden wird auf Basis von Vorschlägen aus der Mitte der Gesellschaft verliehen, und es ist schön, dass auch immer mehr Frauen vorgeschlagen werden, die sich mit ihrem Engagement auf besondere Weise um den Freistaat Sachsen und die Menschen, die hier leben, verdient gemacht haben«, betonte Ministerpräsident Tillich im Rahmen der Feierlichkeiten im Dresdner Residenzschloss.
Der Sächsische Verdienstorden ist die höchste staatliche Auszeichnung des Freistaates.
Ausgezeichnet wurden im Einzelnen:
Prof. Beck-Sickinger (56) hat mit ihrer herausragenden wissenschaftlichen Arbeit im Bereich der Peptid-Protein-Interaktionsforschung, insbesondere bei der Bekämpfung der Adipositas, maßgeblich zum hohen Ansehen des Wissenschaftsstandortes Leipzig und Sachsen beigetragen. Die Ergebnisse ihrer erfolgreichen Forschungsarbeit reichen von der Tumortherapie über die Schmerzforschung bis zur Entwicklung neuartigen Biomaterials. Das Auftreten der Adipositas ist eines der am schnellsten wachsenden Gesundheitsprobleme der westlichen Welt und einiger Schwellenländer - immer häufiger sind schon Kinder und Jugendliche betroffen. Ein besonderes Anliegen ist der Direktorin des Instituts für Biochemie an der Fakultät Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie der Universität Leipzig außerdem die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
Eberhard Burger (73) hat sich in beeindruckender Weise um den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Stadt Dresden und im Freistaat Sachsen verdient gemacht. Als Baudirektor übernahm er die Verantwortung für ein weltweit einmaliges und gleichzeitig besonders anspruchsvolles und kompliziertes Bauvorhaben der Denkmalpflege. Dank seines großen Einsatzes während des gesamten Baugeschehens ist es gelungen, dass das Gotteshaus wie geplant im Jahr 2005, 60 Jahre nach seiner Zerstörung, wieder geweiht werden konnte. Sein Wissen gibt Eberhard Burger an die nachfolgenden Generationen von Bauleuten weiter. Obwohl eigentlich bereits im Ruhestand, bringt er sich als Stiftungsrat und Mitglied im Bauausschuss weiter für „seine“ Kirche ein. Darüber hinaus wirkt er als Domherr im Domkapitel am Dom St. Marien zu Wurzen und engagiert sich für die Sanierung des Palais im Großen Garten in Dresden.
Michel-Eric Dufeil (65) hat sich in der EU-Kommission in der Generaldirektion Regionalpolitik in besonderer Weise für die Belange der ostdeutschen Länder und insbesondere den Freistaat eingesetzt. Somit hat er maßgeblich zur erfolgreichen Entwicklung Sachsens und zum Zusammenwachsen Europas beigetragen. Beteiligt war der Franzose unter anderem an der Aufstellung und Koordinierung der EU-Regionalentwicklungsprogramme. Zugleich ging es ihm immer darum, in vertrauensvoller Weise die in Brüssel getroffenen Entscheidungen zu erklären und nach praktikablen Lösungen zu suchen - häufig direkt vor Ort. Nach der Hochwasserkatastrophe 2002, die in Sachsen besonders schwere Schäden angerichtet hatte, sorgte er mit dafür, dass EU-Gelder für den Wiederaufbau rasch genehmigt wurden. Zudem setzte er sich dafür ein, dass der Hochwasserschutz in späteren Förderprogrammen eine größere Rolle spielt.
Sabine Glinkowski (65) engagiert sich seit mehr als 18 Jahren ehrenamtlich für den Verein Restaurant du Coeur e.V. in Leipzig. Im von ihr geleiteten »Restaurant des Herzens« kümmert sie sich als Köchin mit Herz und Seele um die Schwachen in unserer Gesellschaft. Dank des Einsatzes der »Mutter Theresa von Connewitz«, wie sie von vielen auch genannt wird, ist das »Restaurant des Herzens« nicht nur Ort für eine warme Mahlzeit, sondern auch ein wichtiger Ort der Kommunikation. Ein offenes Ohr hat sie auch für die Sorgen und Nöte »ihrer« Kinder. Regelmäßig ist sie außerdem in der Justizvollzugsanstalt Taucha mit Insassen im Gespräch, um diese bei der Rückkehr und Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu unterstützen. Sabine Glinkowski bringt sich aktiv in unsere Gesellschaft ein und vermittelt Werte wie Hilfsbereitschaft und Mitgefühl in einem vorbildlichen Maße.
Prof. Ludwig Güttler (73) hat sich als herausragender Musiker weit über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Hervorzuheben ist außerdem sein bürgerschaftliches Engagement. So engagierte er sich von Anfang an in beeindruckender Weise als Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden für das Gelingen des Vorhabens und warb dafür im In- und Ausland. Heute ist die wiederaufgebaute und 2005 wieder geweihte Kirche in der Dresdner Altstadt ein weltweit bekanntes Symbol des Friedens und der Versöhnung. Prof. Güttler hat darüber hinaus großen Anteil am kulturellen und gesellschaftlichen Leben in Dresden und Sachsen. Unter anderem organisiert und unterstützt er Benefizkonzerte zur Erhaltung von Baudenkmälern. Auf Initiative Ludwig Güttlers und der Stiftung Frauenkirche findet seit 25 Jahren die traditionelle Christvesper vor der Frauenkirche statt.
Prof. Hey-Hawkins (59) hat durch ihre herausragende wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der anorganischen Chemie mit dem Schwerpunkt der Phosphorchemie maßgeblich zum hohen Ansehen der Universität Leipzig und des Wissenschaftsstandortes Sachsen beigetragen. National und international genießt sie Achtung für ihre Forschungsarbeiten. Dank ihrer Arbeit kamen eine Vielzahl von internationalen Partnerschaften zustande, darunter Studierendenaustausche. Große Verdienste hat sie sich auch um die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses bei der interdisziplinären Doktorandenausbildung in Physik, Chemie und Biowissenschaften erworben. In den 1990er Jahren warb sie an Leipziger Gymnasien erfolgreich für ihren Studiengang. Eine enge Zusammenarbeit gibt es heute unter anderem mit dem Ostwald-Gymnasium. Schülerinnen und Schüler dieser Schule waren in der Vergangenheit mehrfach bei nationalen und internationalen Chemie-Wettbewerben erfolgreich.
Freya Klier (67) hat mit großem Engagement und in herausragender Weise über zweieinhalb Jahrzehnte zur Aufarbeitung der Geschichte der Diktaturen des 20. Jahrhunderts beigetragen. Sie ist als ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin eine außergewöhnliche Zeitzeugin, die erlebte Geschichte weiter vermittelt. Freya Klier, die sich Anfang der 1980er Jahre der DDR-Friedensbewegung angeschlossen hatte, ist es ein besonderes Anliegen, vor allem der jüngeren Generation die Geschichte der Diktaturen des vergangenen Jahrhunderts zu erklären. Klier ist Gründungsmitglied des Bürgerbüro e.V., einem Verein zur Aufarbeitung von Folgeschäden der SED-Diktatur. Bis heute ist sie ihrer Heimat Sachsen eng verbunden – häufig ist sie auch hier mit Vorträgen, Lesungen und Filmvorführungen unterwegs und wirbt dabei auch für die Bedeutung der Zivilcourage als wichtiges Fundament der Demokratie.
Thomas Lange (67) war von 1991 an bis zu seinem Renteneintritt im vergangenen Jahr Leiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes in Sachsen. Er hat in seiner gesamten beruflichen Laufbahn mehr als 360 Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft oder kontrolliert zur Sprengung gebracht. Sein Handeln war verbunden mit außergewöhnlichen Fachkenntnissen, Kollegialität und Bescheidenheit. Gewürdigt wird sein aufopferungsvolles Engagement und Verantwortungsbewusstsein zum Wohle der Allgemeinheit. Sein Engagement ging weit über das dienstlich geforderte Maß hinaus. So bildete er sich auch in seiner Freizeit auf dem Gebiet der Munitionstechnik weiter und gab sein Können und Wissen an seine Kollegen weiter. Der Freistaat gehört auch heute noch zu den bundesweit am stärksten mit Kampfmitteln wie etwa Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg belasteten Gebieten.
Tomoko Masur (66) hat sich in besonderer Weise um das künstlerische und gesellschaftliche Leben in Leipzig und Sachsen verdient gemacht. Sie hat sich gemeinsam mit ihrem Ehemann Kurt Masur für die Gründung der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung zur Rettung des Mendelssohn-Hauses in Leipzig eingesetzt und engagiert sich dort bis heute in herausragender Weise. Dabei geht es darum, das Erbe des Komponisten, Dirigenten und Pianisten zu bewahren, sein bedeutendes musikalisches Werk zu vermitteln und lebendig zu halten. Tomoko Masur organisiert weltweit Charity-Konzerte und Symposien zu Felix Mendelssohn Bartholdy – und gründete zu diesem Zweck auch Mendelssohn-Gesellschaften in New York und Tokio. Seit mehr als 20 Jahren ist sie darüber hinaus als musikalische Botschafterin mit ihrem eigenen Ensemble unterwegs und leistet auch damit einen wertvollen Beitrag für den interkulturellen Dialog.
Helma Orosz (64) hat für den Freistaat zweieinhalb Jahrzehnte in verschiedenen Ämtern beruflich wie ehrenamtlich Herausragendes geleistet - vor allem im sozialen und kommunalen Bereich. Während ihrer Amtszeit als Sozialministerin des Freistaates erhielt sie große Anerkennung für ihre Ideen und ihr Engagement bei schwierigen Themen wie dem Ärztemangel. Als langjährige Oberbürgermeisterin von Dresden hat sie dazu beigetragen, dass sich die Landeshauptstadt zu einem bundesweit geachteten Kultur-, Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort weiter entwickelt. Sie ist auch Mitinitiatorin der Menschenkette, mit der seit 2010 an die Bombardierung der Stadt am 13. Februar 1945 erinnert wird und die zugleich ein deutliches Zeichen für Frieden und Versöhnung und gegen Instrumentalisierung des Tages durch Neonazis ist. Helma Orosz engagiert sich heute unter anderem für den Verein Sonnenstrahl e.V., der sich um an Krebs erkrankte Kinder und deren Familienangehörige kümmert. Aufgrund ihrer eigenen Betroffenheit und Erfahrung liegt ihr das Thema besonders am Herzen.
Dr. Parczyk (69) hat als Existenzgründer in einer strukturschwachen Region im Erzgebirge zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen und als erfolgreicher Unternehmer erhalten beziehungsweise ausbauen können. Damit hat er den Menschen in seiner Region nicht nur Arbeit, sondern auch Hoffnung auf eine sichere Zukunft gegeben. Durch sein langjähriges herausragendes unternehmerisches und gesellschaftliches Engagement hat er hervorragende Verdienste im wirtschaftlichen Bereich und für das Allgemeinwohl erworben. Die beiden von ihm aufgebauten Unternehmen – Annaberger Formenbau AG und AFEX GmbH - beschäftigen derzeit insgesamt rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bei der Einstellung von Mitarbeitern gab er immer auch Menschen in schwierigen sozialen Lagen wie Langzeitarbeitslosen oder Geringqualifizierten eine Chance.
Jens Reichel (53) hat sich in besonderer Weise um die Förderung von Schülerinnen und Schülern im Freistaat Sachsen verdient gemacht. Seit 2001 ist er Landesbeauftragter für den Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ - einen der bekanntesten und wichtigsten Nachwuchswettbewerbe in Deutschland. Ziel des Wettbewerbs ist es, Jugendliche für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern, Talente zu finden und zu fördern. Jens Reichel - Mathematik- und Physiklehrer und seit 2008 Schulleiter des Gymnasiums Bürgerwiese in Dresden - ist dabei erster Ansprechpartner für alle im Freistaat Beteiligten, Koordinator, Betreuer und Motivator. Während seiner bisherigen ehrenamtlichen Tätigkeit für den Wettbewerb holten Jugendliche aus Sachsen bislang mehr als 90 Preise und Sonderpreise.
Klaus Reichenbach (71) – früher selbst aktiver Fußballspieler – leistet als Sportfunktionär seit mehr als drei Jahrzehnten eine herausragende ehrenamtliche Arbeit für den Sport. Von 1990 bis 2016 war er Präsident des Sächsischen Fußballverbandes (SFV) - mit fast 130.000 Mitgliedern der größte Sportverband im Freistaat. An der Spitze des SFV setzte er sich auch in den Gremien des DFB und als Vizepräsident des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes für die rund 980 Vereine in Sachsen ein. Dank seines persönlichen Engagements war Sachsen Schauplatz bei Fußballweltmeisterschaften – 2006 in Leipzig und 2011 in Dresden bei der Frauen-WM. Beide Male konnte sich Sachsen einem internationalen Publikum als weltoffener Gastgeber präsentieren.
Das Handeln von Prof. Voit (54) ist bestimmt von ihrem großen Engagement zur Schaffung strategisch-wissenschaftler Allianzen für einen international sichtbaren Forschungsstandort. In außergewöhnlicher Weise verbindet die TU-Professorin und Wissenschaftliche Direktorin des Leibniz-Instituts für Polymerforschung die Zusammenarbeit universitärer und außeruniversitärer wie auch nationaler und internationaler Forschung. Die Institutionen arbeiten und forschen unter ihrer Leitung einzigartig im Exzellenzcluster der TU Dresden zusammen. So werden neue exzellente Wissenschaftler und Studenten nach Dresden geholt und Kontakte zu Partnern angebahnt. Prof. Voit leistet auch in der biomedizinischen Forschung Herausragendes. Mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit, mit einer Vielzahl von Veröffentlichungen, Vorträgen und Patenten trägt sie maßgeblich zum hohen Ansehen des Wissenschaftsstandortes Dresden und Sachsen bei.